Erdbebenbemessung nach Eurocode 8
München, den 02.12.2019
Um was geht es?
Die Nachweisführung in der Tragwerksplanung über Eurocodes ist mittlerweile in so gut wie allen Fachbereichen vollständig vorgedrungen. Für die Auslegung von Hochbauwerke für Erdbebenbeanspruchungen gelten derzeit weiterhin die Vorgaben von DIN 4149. Die geplante Einführung von DIN EN 1998-1/NA bringt einige Änderungen mit sich, die die Bemessung von Gebäuden in Deutschland beeinflussen wird.
Was ändert sich?
Die Neueinschätzung der Erdbebenbeanspruchung von Deutschland erfolgte durch das Deutsche GeoForschungsZentrum Potsdam (Link). Während bisher zahlreiche Regionen in Deutschland keiner Erdbebenzone zugeordnet waren, also auch nicht für Erdbeben auszulegen waren, führt DIN EN 1998-1/NA auf Grundlage der Untersuchungen vom GFZ eine zonenfreie Darstellung mit fließenden Übergängen zwischen verschiedenen Intensitätsbereichen ein. Daraus resultiert die Tatsache, dass zahlreiche Regionen, die in Vergangenheit keiner Erdbebenbetrachtung bedurfen, nun im Detail hinsichtlich dieser außergewöhnlichen Einwirkung untersucht werden müssen. In zahlreichen Gebieten, wie im Bereich der Alpen werden sich die Erdbebenlasten dadurch erheblich erhöhen.
Fazit
Die durchaus sinnvolle Abschaffung der sprunghaften Erdbebenzonen führt dazu, dass sich in der Nähe befindliche Gebäude nun auch für die gleiche bzw. ähnliche Beanspruchungen auszulegen sind. Nach DIN 4149 ist es durchaus denkbar, dass ein und das selbe Gebäude wenige Kilometer weiter aufgrund einer plötzlichen Eingruppierung in ein Erdbebengebiet rechnerisch nicht ausreichend standsicher ist. Die Überarbeitung von DIN 4149 bzw. die Einführung von DIN EN 1998-1/NA bringt zahlreiche neue Herausforderungen mit sich. Die tatsächlichen Auswirkungen dieser Änderungen werden sicherlich bald im Ingenieuralltag spürbar sein. Wir sind gespannt auf die letztendliche Veröffentlichung von DIN EN 1998-1/NA und werden Sie natürlich auch über die Folgen für die Bemessung auf dem Laufenden halten!
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